Leseprobe 5 aus ‚DREI KÖNIGE‘ - BRUDERKRIEGE

Der erste Tag der Spiele. Urs saß mit verschlossener Miene neben seiner Gemahlin, um das Geschehen erstmalig als bloßer Zuschauer zu verfolgen. Erstaunen bei allen Teilnehmern, als bekanntgeworden, dass der König in diesem Jahr nicht an den Spielen teilnehme. Damit hatte Keiner gerechnet; galt doch Urs bei Allen als der furchtbare, alleinige Favorit. Unwirsch gab der König das Zeichen zum Beginn der Spiele. Edelgard verließ ihren Platz an der Seite ihres Gatten, um wieder zu ihrem Sprössling zurückzukehren und Urs blieb, in finstere Gedanken versunken, zurück.

Mit dem Fortgang der Spiele, beim Geräusch brechender und splitternder Lanzen, sowie dem Aufschlagen niederfallender Körper, sank Ursen’s Stimmung auf einen Tiefpunkt. Mit Beendigung des ersten Durchganges der Lanzenreiter erhob sich der König, um sich in seine Gemächer zurückzuziehen. Doch selbst hier wollte er sich geplagt fühlen beim Tone der Fanfaren. Was blieb ihm noch, ohne die Spiele und ohne die von früher gewohnten Zärtlichkeiten Edelgards ?

Erbittert dachte er an seinen jüngsten Bruder. Eberhard würden solche Gedanken wohl nicht quälen. Der kannte keine Eifersucht und fühlte sich nicht vernachlässigt. Urs schalt sich selbst einen Narren. 'Warum mache ich mir Gedanken darüber ? Ich habe das Recht auf eine Konkubine ! ́ Eine Gemahlin, Welche sich um den Thronfolger kümmert und eine Gespielin, die Einem die trüben Gedanken vertreibt... Was war schon dabei ? Fast ein Jeder lebte so.

Erst am letzten Tage des Turnieres saß Urs wieder auf seinem Platz auf der Tribüne. Der endgültige Sieger würde festgestellt und damit die Spiele beendet sein. Auch Urs hatte seinen endgültigen Entschluss gefasst: Er würde sich nach Beendigung der Spiele mit seinem Berater und Freund Ulf unterhalten....

Die Zeit wollte ihm zu langsam vergehen, bis endlich das Zeichen zur Beendigung des Wettkampfes gegeben werden konnte. Eines stand jedoch fest: Im nächsten Jahr würde Urs wieder als Teilnehmer auf seinem großen, schweren Ross sitzen und die Gegner reihenweise zu Fall bringen ! Erleichtert stellte der König fest, dass die beiden letzten Gegner bereit saßen. Die Fanfaren ertönten und der letzte Strauß ward gefochten; der Sieger wurde geehrt und Urs hob das diesjährige Spiel auf und erklärte es für beendet.

Am Abend saß er mit Ulf im Thronsaal und prostete Diesem zu. „Du sollst für mich eine Mätresse besorgen, mein Freund“, eröffnete Urs das Gespräch, „sie sollte groß und kräftig sein und Einiges aushalten können. Bring’ mir eine Dunkelhäutige; so wird ein Kontrast bestehen zwischen beiden Frauen.“ Ulf schluckte. Das war es also ! Der König fühlte sich einsam. Ulf überlegte. „Seid Ihr Euch sicher, Herr ? Ist es nicht im ersten Zorne, dass Ihr so sprecht und diesen Schritt vielleicht späterhin bereuen werdet ?“ Der König wehrte ab. „Nein, Ulf. Ich habe mir die Sache reiflich und lange genug überlegt. Ich werde mir eine Frau für die Nächte nehmen. Suche du die Geeignetste für mich aus. Du bist mein Freund und verstehst meine Bedürfnisse am Besten. Geh’ und suche mir eine Passende !“ Ulf verbeugte sich. „Ich werde Euren Wunsch erfüllen, Herr; auch wenn mir dieser Gang nicht leichtfallen wird. Ihr wollt Euren Befehl nicht noch einmal überdenken ?“ „Nein, Ulf; mein Entschluss steht fest. Geh’ und tue mir diesen Gefallen. Es soll eine Gefälligkeit um der Freundschaft willen sein.“ Ulf verneigte sich abermals und verließ den König.

Elfi hatte Ihren Gemahl bereits erwartet. Voller Ungeduld hatte sie die Zofe Waltraud immer wieder fragen wollen: „Wo bleibt er nur ? Warum kommt er nicht endlich ? Ich werde nicht mehr allzu lange warten können !“ Der Knabe Kuno hatte sich mittlerweile gut eingelebt und half nach Kräften, Waltraud die Ausführung ihrer Liebesdienste zu erleichtern. Ihm hatten diese Spielchen nicht von Beginn an gefallen; doch mittlerweile legte er eine wahre Begeisterung an den Tag, sobald man ihn aufforderte, sich an seinen vorgesehenen Platz zu begeben. Kuno war ein pummeliger Junge mit einem, für seine Größe, beachtlichen Glied. An jenem konnte sich Waltraud nicht genug ergötzen. „Ach Kuno“, stichelte sie des Öfteren, „lass’ es nur ein klein wenig noch wachsen, so wirst du mich vollständig ausfüllen können.“ Kuno hörte solches gerne und ließ sich willig das 'Liebesstengelchen ́ mit Fingern und Zungen bearbeiten.

Ulf traf endlich ein und sofort ließ Elfi ihr Gewand zu Boden gleiten, um endlich mit den geliebten Zärtlichkeiten beginnen zu können. Doch Ulf war diesmal nicht voll und ganz bei der Sache. Ihn quälten Gedanken über seinen König, so dass die Drei schon bald ihr Spiel ohne den Nachdenklichen fortsetzten. Nachdem Erschöpfung und Befriedigung endlich von den Dreien Besitz ergriffen, wurden die Zofe und der Knabe in eines der angrenzenden Gemächer geschickt. Ulf beriet sich mit seiner Gattin über die Ausführung des Wunsches seines Herrn. „Eine Dunkelhäutige soll es sein“, sinnierte Ulf, „ wo bekomme ich wohl Eine wie Kunti her ?“ Elfi dachte nach. „Kunti kam mit Fahrensleuten in das Land. So wäre es wohl von Nutzen, sich bei diesen Menschen umzusehen und umzuhören. Sie kommen weit herum und wissen vermutlich am Ehesten einen Rat.“ Ob jedoch diese ganze Sache auch für den König und Dessen Gemahlin zuträglich wäre, wussten Beide nicht zu erahnen.

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Eberhards Nachbar, König Nuri, hatte Wort gehalten. Sieben Unholde, welche das Mädchen Sieglinde entführt und verkauft hatten, waren dingfest gemacht und ins Verlies seiner Burg geworfen worden. Auch hatte Nuri Männer ausschwärmen geheißen, um im gesamten Reich nach der Existenz von Zwergen forschen zu lassen. Sogar in die Nachbarländer östlich seines Reiches waren Boten abgegangen, um Informationen über Zwerge einzuholen. Bald sah man denn Grüppchen oder Gruppen von Zwergen in Begleitung großer Leute durch die Lande in Richtung Nuri’s Schloss ziehen. Man hatte den kleinen Leuten versichert, dass ihnen kein Leid geschehen solle; der König eines der westlichen Reiche habe nach ihnen verlangt. In der Hoffnung auf ein angenehmeres Leben im Westen, traf denn so mancher Zwerg auch alleine und aus eigenem Antrieb am Schlosse Nuri’s ein. Dieser zeigte sich nicht wenig verwundert: „Wer hätte gedacht, dass es so viele Zwerge in meinem Reich gibt ? Was mag Eberhard nur mit ihnen vorhaben ?“

Nachdem keine Neuankömmlinge mehr zu erwarten waren, ließ König Nuri die Zwerge auf Ochsenwagen unter Begleitung mehrerer Minister sowie bewaffneter Krieger in Eberhards Reich bringen. Ihnen folgten, gebunden und schwer bewacht, die sieben Verbrecher, welche Nuri versprochen hatte, dem Eberhard auszuhändigen....

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Wie groß das Erstaunen an Eberhards Hof, als diese absonderliche Karawane im Schlosshof Einzug hielt. Es waren an die neunzig Zwerge gekommen; Männlein wie Weiblein und Alle fragten sich, welche Verwendung der König wohl für diese Besucher habe. Eberhard, in Kenntnis gesetzt, eilte herbei. „Was ist das“, rief er aus, „hat man das gesamte Zwergenland entvölkert ? Ich rechnete mit zwei oder dreien dieser Wichte !“ Sogleich ließ er Anweisungen an die Baumeister geben, geeignete Unterkünfte für die Zwerge errichten zu lassen. Dann fiel sein Blick auf die sieben Gefangenen. „Also hat König Nuri auch damit sein Wort gehalten. Sehr gut ! Werft sie in den Kerker; ich werde mich später mit ihnen befassen !“ Die Zwerge wurden vorläufig in einem Flügel des Gesindehauses untergebracht; Eberhard gab Anweisung, sie allesamt baden zu lassen, um sie ihm am Abend vorzuführen.

Ende der Leseprobe.

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