Reich sein ist asozial

Ich wettere immer mal wieder bei Twitter und Mastodon speziell gegen die Reichen und Megareichen, stelle aber immer wieder fest, dass 140 (oder 500) Zeichen da einfach nicht ausreichen, um meine Position darzustellen. Da mir das Thema aber sehr am Herzen liegt, möchte ich hier einmal meine Meinung dazu zusammentragen.

Warum habe ich etwas gegen Reiche?

bzw.

Warum sind Reiche asozial?

Um es gleich vorweg zu sagen, ich habe absolut nichts gegen die reichen Menschen selbst, die hatten meist einfach nur Glück und machen den gleichen Fehler wie fast alle. Sie denken sie hätten ihr Glück verdient und leben es auf Kosten der Gemeinschaft aus.

Leider ist Reichtum nach wie vor sehr positiv in unserer Gesellschaft belegt. Die meisten Menschen wünschen sich auch mal Glück zu haben und reich zu werden. Das ist menschlich aber leider auch sehr schädlich für unsere Gesellschaft. Denn speziell die megareichen Menschen (bzw. die zugehörigen Rechtspersonen) ziehen immer mehr Kapital aus unserer Gesellschaft ab. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn sie es wieder ausgeben würden. Aber das tun sie ganz offensichtlich nicht, sonst würde es nicht ständig mehr werden.

Das eigentliche Problem fängt aber schon im Kleinen an. Warum gibt es z.B. keinen Aufschrei in der Bevölkerung, dass hohe Gehälter nicht proportional zu ihrem Gehalt in die sozialen Umlagesysteme einzahlen müssen? Fast all diese Umlagesysteme deckeln die Zahlungen bei einem Höchstbetrag, was zutiefst ungerecht ist, da diese Menschen ja sowieso schon viel mehr verdienen als der Rest. Warum zahlen nicht einfach alle einen festen Prozentsatz in die Umlage ein, egal wie viel sie verdienen? Für die sehr kleinen Einkommen halte ich eine Deckelung ja noch für sinnvoll, damit ihnen wenigstens genug Geld zu einem menschenwürdigen Leben bleibt, aber für die großen Einkommen ist es einfach nur zutiefst asozial.

Richtig schlimm wird es aber erst bei unserem Umgang mit Kapital. Warum sollte man Kapital nicht einfach genau so behandeln wie Einkommen? Ehrlich gesagt fällt mir da kein echter Grund ein, außer dass die Kapitalbesitzer ihr Kapital gerne behalten wollen.

Kapital sollte mit dem gleichen Prozentsatz wie Einkommen zu den sozialen Umlagesystemen beitragen. Aber das ist mir ehrlich gesagt noch nicht genug, denn Kapital sollte zusätzlich auch noch begrenzt werden. Hier schlage ich als Grenze das 1.000-Fache eines durchschnittlichen Jahreseinkommens vor. Immer wenn das Kapital einer Person diesen Wert übersteigt, wird jeder weiter Euro zu 100 Prozent besteuert und steht somit wieder der Gemeinschaft zur Verfügung.

Noch schlimmer wie den Umgang mit Kapital finde ich unser Erbrecht. Hier würde ich jedes Erbe pro Person auf das 100-Fache eines durchschnittlichen Jahreseinkommens begrenzen. Damit kann man 100 Jahre normal leben, ohne jemals arbeiten zu müssen, das sollte eigentlich reichen! Alles was darüber hinausgeht, wird in die sozialen Umlagesysteme eingezahlt.

Rückmeldungen könnt ihr mir unter folgenden Adressen zukommen lassen:
Mastodon: @favstarmafia@social.anoxinon.de
Matrix: @favstarmafia:bau-ha.us
XMPP: favstarmafia@anoxinon.me


Antwort von @herrdoering@fedpi.de (Mastodon)

Inhaltlich wäre ich voll bei Dir. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das von Dir avisierte Ziel der Gerechtigkeit erreicht wird, bei so hohen Grenzen. Oder konkret: Wenn ich hundert Jahre von meinem Kapital leben kann, und jeder kann das, wer erwirtschaftet es dann?

Was mir fehlt ist die Beschreibung des zugrundeliegenden Problems, was behoben werden soll. Soll verhindert werden, dass Menschen nicht arbeiten? Oder, dass andere für sie arbeiten müssen? Geht es um Machtbegrenzung? Wie könnte die zum Beispiel aussehen, wenn alle Menschen frei sind dort zu leben, wo sie wollen, und ein Staat aber nur sehr bedingt außerhalb seiner Grenzen Macht ausüben kann? Jeder Reiche kann im Zweifel überall leben.

Leider bedeutet extremer Reichtum umgekehrt auch Krieg führen zu können gegen Staaten, die solche Begrenzungen von Reichtum haben. Aus meiner Sicht ist es sehr schwierig Macht zu begrenzen, wenn man selber keine hat. Wie schnell Länder in Bedrängnis geraten können, weil andere Länder Druck ausüben, ist momentan ja mannigfaltig zu sehen.

Was mir persönlich momentan sehr interessant vorkommt, sind Alternativen zu unserem Schuldgeldsystem. ZB die Modern Monetary Theory. Ist aber was anderes und ich bin da auch erst am Anfang der Recherche. Aber das hat natürlich besondere Auswirkungen, insbesondere was das Erzeugen von Reichtum durch Krisen anderer angeht, z.B. bei Umverteilung durch Inflation.

Was die Sozialsysteme angeht, Krankenversicherung, Rentenversicherung, da sehe ich auch gar keinen Grund, warum bestimmte Bevölkerungsgruppen davon befreit sind bzw. eigene Systeme benutzen können. Das gehört abgeschafft.